14.04.2024  DHB-Pokal

SCM oder MT – der Kampf um die Trophäe

Seit 2016 wartet der SC Magdeburg auf seinen dritten Triumph beim REWE Final4, noch nie hat die MT Melsungen den DHB-Pokal gewonnen – am Sonntag stehen sich beide Teams in der ausverkauften LANXESS arena in Köln erstmals in der Geschichte in einem REWE Final4 gegenüber, und das gleich im Finale. Für den SCM ist es die insgesamt achte Endspiel-Teilnahme, für Melsungen die zweite nach 2021, als man in Hamburg gegen den TBV Lemgo mit 24:28 verloren hatte.

1996 hatten beide Klubs ihre Premiere beim Final 4: Magdeburg schaltete zunächst Wallau im Halbfinale aus, gewann dann das Endspiel gegen TUSEM Essen, das zuvor Melsungen besiegt hatte. 2013 und 2014 schafften es die Nordhessen erneut nach Hamburg, schieden jeweils im Halbfinale aus, ehe 2021 mit dem Sieg über die Recken aus Hannover der erstmalige Sprung ins Finale gelang. Ein Jahr zuvor und zweimal danach stand die Magdeburger in drei Endspielen, verloren diese aber zweimal gegen Kiel und im Vorjahr bei der Köln-Premiere gegen die Rhein-Neckar Löwen.

Am Samstag in Köln feierten beide Finalisten deutliche Erfolge: Magdeburg schlug Tabellenführer Füchse Berlin 30:25, danach sorgte Melsungen mit dem 33:28 über den vierfachen Pokalsieger SG Flensburg-Handewitt für die große Sensation. In beiden Partien hielten die Torhüter überragend: Sergey Hernandez war mit seinen 16 Paraden gegen Berlin ebenso der Matchwinner wie Nebojsa Simic mit zwölf gehaltenen Bällen gegen Flensburg.

„Wir waren der Außenseiter, als wir nach Köln kamen, und sind es auch im Finale. Aber wir werden dieses Spiel genießen“, sagte Timo Kastening, Melsungens bester Werfer im Halbfinale mit sieben Treffern. „Das ist die beste Mannschaft der Welt“, sagt auch MT-Trainer Roberto Parrondo, der es bei seinem zweiten Finalturnier in Köln zum zweiten Mal ins Finale schaffte: 2019 führte er die ebenfalls als Außenseiter angetretenen Mazedonier von Vardar Skopje zum Champions-League-Titel durch den Finalsieg gegen den Favoriten aus Veszprem. Somit haben beide Finaltrainer bereits einmal in der LANXESS arena die Trophäe in der Königsklasse gewonnen: Bennet Wiegert gelang dies im Vorjahr, als Magdeburg der Underdog beim Finalturnier war, dann aber Barcelona und Kielce schlug. Wiegert und Parrondo gehören zu den nur fünf Handballern in der Welt, die die CL als Spieler und Trainer gewannen, Wiegert mit dem SCM, Parrondo mit Ciudad Real.

In der aktuellen Saison der LIQUI MOLY HBL erkämpfte sich die MT ein 29:29-Remis zuhause, verlor das Rückspiel deutlich mit 24:39 in Magdeburg, die höchste Saisonniederlage. Von bisher 38 Ligaspielen gegen die MT gewann Magdeburg 26, jeweils sechs Mal gab es Remis und Melsunger Erfolge, zuletzt im Jahr 2019. „Wir haben noch nichts gewonnen, wir müssen am Sonntag noch einmal eine ähnliche Leistung wie gegen Berlin abrufen“, sagte der Isländer Gisli Kristjansson, der nach seinen acht Treffern im Halbfinale als „Player of the match“ ausgezeichnet wurde. Die Ehrung im zweiten Halbfinale erhielt MT-Kreisläufer Rogerio Moraes. Apropos Isländer: gleich fünf „Wikinger“ stehen im Finale auf dem Feld: Kristjannson, Omar Ingi Magnusson und Janus Smarason beim SCM, Elvar Örn Johnsson und Arnar Freyr Arnasson bei der MT. Insgesamt 21 Tore gingen in den Halbfinals auf das Konto dieses Quintetts von der Vulkaninsel.

Sollte sich Magdeburg für die Champions League qualifizieren – aktuell ist der SCM Zweiter, hat aber ein Spiel weniger absolviert als die Füchse – spielt die MT als Pokalfinalist automatisch in der European League, egal, ob man sich auch über die Liga qualifizieren würden. Derzeit sind die Melsunger als Fünfter aber ehedem auf einem Europapokalplatz. „Wir wollten nach Europa, das haben wir wohl geschafft. Dennoch ist das Finale das wichtigste Spiel der Saison und vielleicht sogar von meiner Karriere“, sagte Torwart Nebojsa Simic.

Spannend dürfte vor allem sein, ob die Nordhessen wieder eine ähnlich starke Defensivreihe aufbauen können wie gegen Flensburg, als die SG wie an einer Wand zerschellte. „Magdeburg ist bekannt für seine Eins-gegen-Eins-Durchbrüche, da müssen wir ähnlich aggressiv verteidigen“, sagt MT-Außen Timo Kastening. Laut wird es auf jeden Fall, denn die beiden Fangruppen haben ihre Kurven auf der gleichen Hallenseite.

Das Duell um Rang drei

Es geht um ein höheres Preisgeld, darum, in der Saison 2024/25 eine Runde im DHB-Pokal zu überspringen – und natürlich um die Ehre, Köln mit einem Sieg zu verlassen. HBL-Tabellenführer Füchse Berlin und die drittplatzierte SG Flensburg-Handewitt eröffnen am Sonntag den Finaltag beim REWE Final4. Für beide Trainer – Nicolej Krickau (SG) und Jaron Siewert (Füchse) ist es das erste Final4, beide Teams hatten am Samstag deutlich mehr erwartet.

„Wenn wir so gegen Berlin spielen wie gegen Melsungen haben wir keine Chance“, sagt Flensburgs Kapitän Johannes Golla. Parallele: beide Mannschaften kamen in den Halbfinals überhaupt nicht ins Spiel: Berlin lag nach elf Minuten 0:6 hinten, Flensburg nach 14 Minuten 3:8. Beide kamen nochmals heran, schafften es aber nicht die Partie zu drehen – und verloren schließlich absolut verdient ihre Halbfinals. Für Flensburg war dies ein Deja-vu zum Vorjahr, als man als Favorit angetreten war, dann aber das Halbfinale gegen den späteren Pokalsieger Rhein-Neckar Löwen 31:38 verloren hatte. Am Ende wurde die SG durch einen Erfolg über Lemgo Dritter.

Aus den beiden Ligaspielen lässt sich keine große Favoritenrolle herauslesen: Berlin gewann sein Heimspiel 32:31, in Flensburg hieß es am Ende eines echten Thrillers 31:31. Die Gesamtbilanz spricht da eine andere Sprache: Von 38 Ligaduellen gewann Flensburg 24, je sieben Mal gab es Berliner Siege und Remis. In der Vorsaison gab es zudem das gleiche Bild: Remis in Flensburg, Heimsieg für Berlin.

Gleich zehn Dänen stehen sich am Sonntag gegenüber: auf Berliner Seite ein Trio angeführt vom Welthandballer Mathias Gidsel, bei Flensburg gleich sieben, angeführt von Simon Pytlick, der in der Saison 2022/23 als beste Spieler Europas von der EHF ausgezeichnet wurde.

DAS REWE FINAL 4 IM ÜBERBLICK:

Samstag, 13. April 2024/Halbfinals
SC Magdeburg vs. Füchse Berlin........................................30:25 (14:10)
SG Flensburg-Handewitt vs. MT Melsungen................... 28:33 (11:16)

Sonntag, 14. April 2024
12:45 Uhr: Spiel um Platz 3: Füchse Berlin vs. SG Flensburg-Handewitt (live bei Dyn)
15:35 Uhr: Finale um den DHB-Pokal: SC Magdeburg vs. MT Meslungen (live bei Dyn und ARD)

Foto: Klahn

Das offizielle Magazin zum REWE Final4:

REWE Final4 2024 - Das offizielle Magazin