13.04.2024  DHB-Pokal

Melsungen macht’s: Bei Köln-Premiere gleich ins Finale

Die rote Wand feiert in Köln ihre Helden: Die MT Melsungen steht zum zweiten Mal nach 2021 im Finale des REWE Final4 und kämpft am Sonntag gegen den SC Magdeburg um den ersten Titel der Vereinsgeschichte. Im zweiten Halbfinale besiegte die MT, die sich selbst als großen Außenseiter des REWE Final4 bezeichnete, die favorisierte SG Flensburg-Handewitt.

Halbfinale 2: SG Flensburg-Handewitt vs. MT Melsungen 28:33 (11:16)

Für den vierfachen Pokalsieger war es die zweite Halbfinale-Niederlage in Folge, nachdem sie im Vorjahr gegen den späteren Pokalsieger Rhein-Neckar Löwen ausgeschieden waren. Beim 33:28-Sieg der MT war Torwart Nebojsa Simic mit 13 Paraden der gefeierte Matchwinner, Timo Kastening war mit sieben Toren bester Werfer der Melsunger. Auf der anderen Seite trafen Simon Pytlick (7) und Emil Jakobsen (8) am häufigsten.

Vor einer Woche, beim 25:25 in der HBL, war es ein Spiel auf Augenhöhe, aber in Köln war die MT Melsungen 45 Minuten lang klar überlegen. Dank einer überragenden Leistung von Torwart Nebojsa Simic, der acht Würfe in Hälfte eins parierte, hatten die Nordhessen den klar besseren Start, lagen nach 14 Minuten mit 8:3 vorne. Die MT war von allen Positionen gefährlich, nach – von beiden Seiten sehr intensiv geführten - 30 Minuten standen bereits neun verschiedene Spieler in der Torschützenliste. Anfangs ganz stark war der Isländer Elvar Örn Johnsson, der mit seinen Hammertoren immer wieder die Flensburger Abwehr überraschte.

Weil die Flensburger Torhüter Benjamin Buric und Kevin Møller (zusammen drei gehaltene Bälle vor der Pause) deutlich im Schatten von Simic standen, kam die SG zwar zwischenzeitlich auf 10:12 heran, schaffte es aber nicht, die Partie zu drehen. Im Gegenteil: durch einen Doppelschlag von Rogerio Moraes (Player of the Match) und Timo Kastening in den letzten 20 Sekunden der ersten Hälfte ging die MT mit einer 16:11-Führung in die Kabine.

Zu Beginn der zweiten Hälfte stand erneut Flügelflitzer Kastening im Fokus: Erst traf er mit einem Zauberdreher aus dem Lauf zum 19:12, dann per Siebenmeter zum 20:12, und schließlich gab er den Pass auf den lettischen Hünen Dainis Kristopans, der zur ersten Acht-Tore-Führung beim 21:13 in der 37. Minute traf. Den Neustart hatte sich die SG sicher anders vorgestellt, nach nur sieben Minuten nahm Trainer Nicolej Krickau seine nächste Auszeit. In seinem Team sorgte in dieser Phase fast ausschließlich der dänische Außen Emil Jakobsen für Torgefahr, das 15:21 war bereits dessen sechster Treffer.

Mit der Unterstützung ihrer Trommler im Rücken und mit viel Durchsetzungskraft im Angriff leistete sich Melsungen Mitte der zweiten Hälfte aber offensiv nur wenige Fehler und hielt die Flensburger auf Distanz. Doch die SG gab sich nicht auf. Weil Torwart Buric nun ins Spiel gefunden hatte und im Angriff Simon Pytlick die Verantwortung übernahm, hieß es zehn Minuten vor Schluss nur noch 22:25 – MT-Trainer Parrondo nahm seine Auszeit. Es ging hin und her, Flensburg drückte gewaltig aufs Tempo. Aber Melsungen hielt dem Druck stand, die letzten Zweifel beseitigte Torwart Adam Morawski mit drei Paraden in der Schlussphase, beim 31:26 war die Entscheidung gefallen.

Stimmen zum Spiel:

Roberto Parrondo Garcia, Trainer MT Melsungen:
Ich muss heute allen Spielern gratulieren, sie haben so hart für den Sieg gearbeitet, der Sieg ist für sie. Unsere Abwehr war überragend. Für mich war es eine verrückte Rückkehr nach Köln, wo ich in einer ähnlichen Situation 2019 die Champions League mit Skopje gewonnen hatte. Aber heute war die Aufgabe noch schwieriger, und wir haben sie bewältigt. Nun wartet eine absolute Topmannschaft, aber wir freuen und auf das Finale, denn schon jetzt sind wir für den Europapokal qualifiziert, und das war unser Saisonziel.

Michael Allendorf, Vorstand Sport MT Melsungen:
Ich muss dem Trainer gratulieren, er hat die Mannschaft überragend eingestellt, wir hatten auf alles eine Antwort, egal, ob mit der 5:1-Deckung oder dem 7:6 im Angriff.  Die Mannschaft hat mit Riesen-Intensität gespielt über 60 Minuten. Beim Handball passiert viel im Kopf, daher war für uns das Spiel letzte Woche Spiel wichtig, denn so hatten wir viel Selbstvertrauen.

Nebojsa Simic, Torwart MT Melsungen:
Das ist ein überragendes Gefühl, im Finale zu stehen. Wir waren zehnmal besser als vergangene Woche in der Liga. Wir waren immer cool, wir lagen immer vorne. Und ich wusste, dass am Ende meine Zeit noch einmal kommen würde, und so war es. Bei uns hat aber jeder Spieler alles gegeben, alle haben ihren Job gemacht. Jetzt freuen wir uns auf die beste Mannschaft der Welt, das ist das wichtigste Spiel der Saison.

Timo Kastening, Kapitän MT Melsungen:
Das ist eine echte Riesen-Überraschung, ich bin super-happy. Wir haben das Ligaspiel letzte Woche als Vorbereitung genutzt und wir haben alles richtig gemacht. Wir hatten eine fantastische Abwehr mit einem fantastischen Torwart. Wir haben immer geführt und verdient gewonnen. Im Finale ist Magdeburg der absolute Topfavorit und wir sind noch größerer Außenseiter als heute. Aber diese Underdog-Rolle gefällt uns. Wir haben in dieser Saison gezeigt, dass wir immer mithalten können. Wir gehen in das Spiel, um zu gewinnen. Wir brauchen keine Angst zu haben.

Ivan Martinovic, Spieler MT Melsungen:
Wir haben dieses Spiel verdient gewonnen. Von Anfang an wollten wir den Sieg mehr, haben mit mehr Intensität gespielt. Wir waren perfekt eingestellt und haben uns sehr intensiv vorbereitet. Und daher haben wir immer Lösungen gefunden. Hinten hat Nebojsa Simic super gehalten. Im Finale treffen wir jetzt auf das beste Team der Liga. Aber wenn wir den gleichen Rhythmus und die gleiche Intensität zeigen, haben wir eine Chance.

Nicolej Krickau, Trainer SG Flensburg-Handewitt:
Wir sind jetzt weit weg von unserer Hoffnung, was wir erreichen wollten. Wir wollten unseren Fans ein überragendes Erlebnis bieten, das haben wir nicht geschafft. Wir haben zu wenig Aggressivität an beiden Enden des Felds gezeigt. Nach dem schweren Start hatten wir nur wenig Chancen zu gewinnen. Wir müssen taktisch und mental aus dem Spiel lernen. Melsungen hat sehr clever gespielt, als wir in der zweiten Halbzeit im Angriff mehr Rhythmus hatten, waren die Lücken in der Abwehr zu groß. Ich bin total enttäuscht für unsere Fans. Wir wollten gewinnen und besser spielen, aber wir verloren die Initiative.

Ljubomir Vranjes, Sportdirektor SG Flensburg-Handewitt:
Es war ein sehr verdienter Melsunger Sieg, das ist ein schwerer Abend heute für uns, denn wir hatten uns was anderes vorgestellt. Hoffentlich lernen wir etwas aus dieser Niederlage und machen morgen ein besseres Spiel.

Johannes Golla, Kapitän SG Flensburg-Handewitt:
Wir kamen nie in unser Spiel, hatten nie unseren Flow. Melsungen war super eingestellt und hat alles richtig gemacht, egal, was sie gemacht haben. Sie haben unser Tempo aus dem Spiel genommen. Wir kämpfen das ganze Jahr, um nach Köln zu kommen – und dann so was. Wir hatten gut trainiert, die Stimmung war gut, und dann zeigen wir so ein schlechtes Spiel. Aber Kompliment an Melsungen, man muss anerkennen, dass der Gegner besser war.

Foto: Schulze

Das offizielle Magazin zum REWE Final4:

REWE Final4 2024 - Das offizielle Magazin