13.04.2024  DHB-Pokal

Hattrick dank Hernandez: Magdeburg erneut im Finale

Wie 2022 und 2023 und zum insgesamt achten Mal steht der SC Magdeburg in einen DHB-Pokalfinale. Im ersten Halbfinale des REWE Final4 in Köln setzte sich der Tabellenzweite der HBL mit 30:25 (14:10) gegen Tabellenführer Füchse Berlin durch. Vor 19.750 Fans in der ausverkauften LANXESS arena in Köln lieferten sich der Champions-League-Sieger und der European-League-Sieger ein packendes Duell.

Halbfinale 1: SC Magdeburg vs Füchse Berlin 30:25 (14:10)

Matchwinner für den SCM war neben dem achtfachen Torschützen Gisli Kristjansson vor allem Torwart Sergey Hernandez, der 15 Würfe abwehrte. Am Sonntag will Hattrick-Finalist Magdeburg zum dritten Mal nach 1996 und 2016 den DHB-Pokal gewinnen. Im Vorjahr war der SCM an gleicher Stelle an den Rhein-Neckar Löwen gescheitert. Beste Werfer der Berliner waren die Dänen Mathias Gidsel (7) und Lasse Andersson (9).

Das vierte Duell beider HBL-Topmannschaften in dieser Saison – zum dritten Mal gewann Magdeburg - startete mit einem unerwarteten Verlauf: Die Füchse fanden überhaupt nicht zu ihrem Spiel, erzielten erst nach 10:54 Minuten ihren ersten Treffer des Spiels. Da hatte der SCM bereits sechs Mal getroffen, darunter dreimal durch den Isländer Gisli Kristjansson. Vor allem aber hatte Magdeburg die 6:0-Führung seinem überragenden Torwart Sergey Hernandez zu verdanken, der nach zehn Minuten schon vier Paraden auf dem Konto hatte – und von den Tausenden SCM-Fans in der LANXESS Arena mit „Sergey, Sergey“-Sprechchören gefeiert wurde.

Mit dem Treffer zum 1:6 war dann aber auch bei den Füchsen der Knoten geplatzt. Angetrieben vom Dänen-Duo Lasse Andersson/Mathias Gidsel (zusammen sieben der zehn Berliner Treffer vor der Pause) verkürzten die Hauptstädter den Rückstand Tor für Tor. Zudem stand die Defensive nun deutlich besser, Magdeburg fand kaum noch eine Lücke. Nach 23 Minuten hieß es nur noch 10:9 für den SCM. Dass die Füchse nicht zum Ausgleich kamen, lag er erneut an Hernandez, der einen Siebenmeter von Hans Lindberg abwehrte – und am Ende von Hälfte eins schon zehn Paraden in der Bilanz hatte. Der SCM hatte seine Schwächeperiode überwunden und zog bis zur Pause wieder auf 14:10 davon.

Zu Beginn der zweiten Hälfte stand vor allem das „Privatduell“ um den besten Torschützen zwischen Lasse Andersson und Gisli Kristjansson im Fokus, bei dem der Däne zunächst leichte Vorteile vor dem Isländer hatte. Beide Teams waren nun absolut auf Augenhöhe, der SCM zehrte anfangs von seinem Pausenvorsprung. In Minute 42 waren die Füchse allerdings beim 18:19 wieder in Schlagdistanz – und erneut verhinderte Hernandez den Ausgleich.

Weil Omar Ingi Magnusson alle Siebenmeter eiskalt verwandelte, Hernandez das Torwartduell um Längen gewann und Kristjansson wie am Fließband traf, konnte sich Magdeburg danach wieder etwas absetzen. Obwohl die Füchse alles versuchten, war die Vorentscheidung acht Minuten vor dem Ende beim 26:21 durch den fünften Treffer von Felix Claar gefallen. Und als Hernandez beim 27:22 den 15. Wurf abwehrte, durften die SCM-Fans den dritten Finaleinzug in Köln binnen zwölf Monaten feiern, nach REWE Final4 im April 2023 und Champions League im Juni 2023. Schon vier Minuten vor dem Ende schallte es aus dem Magdeburger Fanblock: „Hier regiert der SCM“.

Stimmen zum Spiel:

Bennet Wiegert, Trainer SC Magdeburg:
Gratulation auch an die Füchse zu einem überragenden Handballspiel. Wir haben einen sehr guten Start erwischt, wollten direkt zeigen, wie präsent wir sind. Mit einem 6:0 haben wir allerdings nicht gerechnet. Das gab uns natürlich Selbstbewusstsein und noch mehr mentale Stärke. Berlin hat sich immer wieder rangekämpft, waren immer mal dran, aber wir haben den Ausgleich nicht zugelassen. Der Vier-Tore-Vorsprung zur Pause war sehr wichtig,  für uns ein überragendes Ergebnis, aber für unsere Torwartleistung mit 10:2 Paraden fast nicht gut genug. Am Ende stehen 16:6 Paraden, damit ist das Ergebnis schnell erklärt. Wir freuen uns, vor einer fantastischen Kulisse ein Finale bestreiten zu dürfen.

Es war keine Trotzreaktion der Spieler. Wir haben ein Halbfinale in der besten Handallhalle der Welt, da muss jeder komplett da sein. Das sind die Spiele, für die wir die ganze Saison arbeiten. Wir mussten weniger reagieren als die Füchse, die Lösungen finden mussten, wir mussten nicht viel nachdenken.

Zur Leistung von Torwart Sergey Hernandez: Er hat fantastisch gespielt mit 16 Paraden – da wird es für jede Mannschaft schwer gegen uns zu gewinnen. Dass Sergey das kann, war für mich keine Überraschung. Schön, dass er es heute zeigen konnte, morgen brauchen wir das gleiche nochmal.

Marc-Hendrik Schmedt, Geschäftsführer SC Magdeburg:
Wir sind glücklich und mental erschöpft, es war keine einfache Woche. Aber die Mannschaft war von der ersten Minute voll da. Köln ist wieder ein überragendes Event, mit optimaler Organisation. Wir freuen uns, dass wir das Finale erreicht haben und hoffen auf einen optimalen Ausgang.

Sergey Hernandez, Torwart SC Magdeburg:
Natürlich sind das jetzt ganz große Gefühle. Der Druck war da, aber vor einem Halbfinale ist der Druck auf beiden Mannschaften. Ich bin unglaublich froh, dass wir gewonnen haben. Es ist mein erstes Final4 mit Magdeburg und mit dem Finaleinzug ist ein Traum wahr geworden. Ich bin froh, dass ich meiner Mannschaft helfen konnte, aber es geht nie um einen, sondern immer nur ums Team. Wir haben uns gegenseitig 60 Minuten lang geholfen.

Gisli Kristjansson, Spieler SC Magdeburg und Player of the Match:
Wir wissen, dass wir immer eine solche Leistung abliefern können. Wir haben ganz stark angefangen, haben dann aber zehn schwache Minuten. Aber in der zweiten Hälfte haben wir dann wieder eine überragende Abwehr gezeigt, dazu zählt natürlich auch Torwart Sergey Hernandez, der ein tolles Spiel abgeliefert hat. Der Sieg tut natürlich sehr gut, aber wir haben noch nichts gewonnen. Morgen müssen wir aber genauso nachlegen. Ich kann den tollen SCM-Fans versprechen, dass wir im Finale wieder genauso kämpfen werden.

Jaron Siewert, Trainer Füchse Berlin:
Es war ein verdienter Sieg. Das 0:6 war nicht das, was wir uns vorgestellt haben. Wir haben viele freie Chancen liegengelassen und haben das Torwartduell klar verloren. Wenn du auf dieser Position so eklatant verlierst, wird es schwer, einen Sieg zu holen. In der zweiten Halbzeit haben wir wieder das Momentum auf unserer Seite, aber danach war das Polster des SCM komfortabel, wir haben es nicht mehr geschafft, nochmal nachzusetzen. Der SCM hatte einen überragenden Torwart und eine stabile Abwehr. Es kommt nicht oft vor, dass wir nur 25 Tore werfen. Aber Köpfe hoch, es geht um den dritten Platz, und in dieser Saison noch um zwei weitere Titel.

Stefan Kretzschmar, Sportvorstand Füchse Berlin:
Das war ein völlig verdienter Sieg für den SCM.  Magdeburg hat eindrucksvoll gezeigt, zu was sie in der Lage sind, leider für uns. Unser Start war verheerend, wir haben viele Chancen liegengelassen. Magdeburg war nicht heißer als wir, aber schon der Anfang hat gezeigt, wohin die Reise geht. Das Selbstvertrauen der Magdeburger und wie sie zusammenstehen, ist schon beeindruckend. Sie haben heute viele Duelle - unter anderem das der Torhüter gewonnen. Magdeburg weiß, wie man solche Spiele gewinnt mit dem Rückenwind ihrer Titel.

Mathias Gidsel, Spieler Füchse Berlin:
Der SC Magdeburg war heute die bessere Mannschaft. Es ist schade, wenn ich das sagen muss, aber es ist so. Vor allem Chapeau für Sergey Hernandez, der ein überragendes Spiel abgeliefert hat. Ich bin enttäuscht, denn es ist immer schwer, wenn du ein Spiel wie ein Halbfinale verlierst. Wir haben die ersten zehn Minuten verschlafen, dann haben wir die Chancen nicht genutzt, als wir herangekommen waren. Wir haben 60 Minuten gekämpft, aber Magdeburg war besser. Aber jetzt geht es weiter, morgen wollen wir gewinnen.

Foto: Belibasakis

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