27.02.2024  LIQUI MOLY HBL

Tabellenführer dank Talent - Das Erfolgsmodell des 1. VfL Potsdam

Folge 9 der HBL-Bewegtbild- und Text-Serie zu erfolgreicher Nachwuchsarbeit berichtet vom 1. VfL Potsdam, Tabellenführer der 2. HBL. Als die deutsche U21-Nationalmannschaft am 2. Juli 2023 den Titel bei der Heim-WM durch einen Finalsieg über Ungarn gewann, standen in der Berliner Max-Schmeling-Halle sechs Spieler auf dem Feld, die wahlweise bei den Füchsen Berlin oder dem Kooperationsclub 1.VfL Potsdam gelistet sind.

Spieler wie Nils Lichtlein (siehe Folge 5) sind bereits „vollbeschäftigt“ bei den Füchsen, andere sammeln erste Erfahrungen in der LIQUI MOLY HBL, sind allerdings in erster Linie Stammkräfte beim VfL – wo sie getreu dem Motto dieser HBL-Nachwuchsserie „auf dem Sprung“ sind. 

In der Saison vor dem WM-Coup war Max Beneke einer der Garanten für den Höhenflug der Potsdamer, die als Drittliga-Aufsteiger mit dem jüngsten Kader der 2. HBL am Ende der Saison beachtlicher Siebter wurden. Als 19-Jähriger steuerte Beneke über 200 Tore bei, hatte da aber auch viele Partien in der HBL oder in der European League absolviert – im April 2023 durfte Beneke dann sogar sein Debüt in der A-Nationalmannschaft geben. 

Der groß gewachsene Linkshänder ist ein Urgestein des VfL Potsdam. Er kam im zarten Alter von zwölf Jahren ins Internat der Sportschule Potsdam, wurde schließlich als 16-Jähriger von den Füchsen entdeckt – und hatte mit 18 Jahren sein erstes Bundesligaspiel. „Ich bin 2019 nach Berlin gegangen. Seitdem war ich in allen Jugendmannschaften unterwegs. Im letzten Jahr durfte ich dann auch schon ein bisschen bei der Männermannschaft mitspielen. Danach bin ich nach Potsdam gewechselt“, blickte der gebürtige Mecklenburger zurück.

In der Füchse-Jugend, in der Junioren-Nationalmannschaft und jetzt auch beim Tabellenführer VfL Potsdam spielte und spielt er zusammen mit Moritz Sauter, der mit 13 Jahren vom HC Erlangen ins Füchsetown wechselte. „Ich bin relativ früh schon nach Berlin gekommen. In der C-Jugend war das unüblich. Und dann habe ich alle Mannschaften durchlaufen und bin dann im letzten Jahr nach Potsdam gekommen“, sagt Sauter. 

In der Berliner Jugend und nun bei den Potsdamern wird das Duo Beneke und Sauter von Bob Hanning trainiert, in Personalunion Geschäftsführer der Füchse. Und unter Hanning schreiben die Potsdamer die Erfolgsgeschichte fort, sind aktuell Tabellenführer in der 2. HBL. „Potsdam ist für den deutschen Handball vor fünf Jahren völlig uninteressant gewesen, heute ist Potsdam einer der wichtigsten Handball-Vereine in Deutschland“, meint Hanning. 

Er ist das wichtigste Scharnier zwischen den beiden Kooperationsclubs. Die Möglichkeiten, die junge Spieler durch dieses Konstrukt haben, sind in dieser Form einzigartig in Deutschland, meint auch Spielmacher Moritz Sauter: „Die Kooperation ist außergewöhnlich, weil wir die Chance haben, mit den Profis zu trainieren und zu spielen. Und dann erst sehen wir, wo taktisch überhaupt die Grenzen im Handball sind.“ Sauter ist mit 90 Treffern aktuell zweitbester Werfer des VfL in der 2. Liga, an der Spitze liegt Beneke, der mit 186 Treffern sogar aktuell bester Werfer der Liga ist. „Für mich bedeutet es, dass ich in Potsdam viel Spielzeit auf sehr hohem Niveau habe. Und dann in der Kooperation mit Berlin, dass ich auch auf Weltklasse-Niveau trainieren kann und wenn meine Hilfe gebraucht wird, dann auch dort Einsatzzeit bekomme“, sagte Beneke. 

Neben Hanning hat in Potsdam einer das Sagen, der den Profihandball als Bundesliga- und Nationalspieler, aber auch als Trainer und Manager kennt: Frank von Behren ist beim VfL seit Sommer 2022 Geschäftsführer – und ist begeistert von den Möglichkeiten, die sein Verein Talenten bieten kann: „Wir möchten junge Menschen besser machen. Der Erfolg steht bei uns nicht an allererster Stelle. Natürlich ist es auch eine Ergebnis-Sportart und natürlich müssen wir die 2. Liga halten. Aber die 2. HBL hat ein unfassbar starkes Niveau. Sie gehört zu den fünf stärksten Ligen Europas und nur mit jungen Leuten das zu schaffen, das ist eine immense Aufgabe.“ 

Beim VfL Potsdam gibt man diesen Talenten nicht nur Spielanteile, sondern auch die nötige Sicherheit, um sich durchsetzen und weiterentwickeln zu können: „Vertrauen heißt für mich Sicherheit. Das ich sicher in meine Aktionen gehen kann, dass ich nicht gleich den Hintergedanken habe, wenn ich einen Fehler mache, bin ich raus. Klar, das Vertrauen muss man sich erarbeiten, das ist einfach so. Ich kann hier frei aufspielen, muss nicht über andere Dinge nachdenken, sondern kann mich einfach nur mit dem Handball beschäftigen“, beschreibt Moritz Sauter die Möglichkeiten, die die Kooperation aus Füchsen und VfL bietet.

„Dieses Vertrauen in junge Spieler ist das A und O“, meint Frank von Behren: „Und sie zahlen das Vertrauen mit Leistung zurück. Nicht immer sofort und auch nicht immer konstant. Aber wir sehen deutlich eine Entwicklung, dass sie besser werden und dass sie auch das Potenzial haben, in die erste Liga zu gehen.“ Max Beneke will sich erst einmal in Potsdam beweisen und sich mittelfristig für die Füchse empfehlen, wo mit Mathias Gidsel und Fabian Wiede zwei Stars auf seiner Position im rechten Rückraum vor ihm rangieren.  

Moritz Sauter wechselt nach dieser Saison zum Handball Sport Verein Hamburg in die LIQUI MOLY HBL. Dass auch solche Wechsel zum Geschäftsmodell in Berlin und Potsdam dazugehören, ist für Bob Hanning, der nach der Saison vom Trainer zum „Head of Sport“ beim VfL wird, völlig klar: „Jeder Spieler kann gehen. Moritz hätte auch letztes Jahr schon gehen können. Wir versuchen natürlich für die Füchse Spieler zu halten, die in unserem System bleiben, sind aber jederzeit bereit, auch in die erste Liga abzugeben.“ 

Und dass die Spieler zu ihren neuen Clubs mehr als nur Technik, Taktik und Talent mitnehmen, macht Hanning besonders stolz: „Eine gute Ausbildung bedeutet für mich, dass wir einen jungen Menschen abgeben, der Dinge gut gelernt hat und diese entsprechend gut tun kann. Ich bin genauso stolz über jeden, der einen anderen Weg geht, als den des Profisportlers, der aber dennoch Gutes für die Gesellschaft leistet.“ 

Alle Folgen der HBL-Nachwuchsserie sind einsehbar auf dem Youtube-Kanal der HBL. In der kommenden Folge 10 berichtet die HBL über den TSV Bayer Dormagen, Bundesligist SC DHfK Leipzig schließt mit Folge 11 die HBL-Nachwuchsserie ab, in deren Mittelpunkt die amtierenden deutschen U21-Welmeister stehen.

Foto: Mhoch4