02.01.2024  LIQUI MOLY HBL

Junge Recken rocken die Liga – die Weltmeisterachse Justus Fischer und Renars Uscins

Folge 4 der HBL-Staffel „Auf dem Sprung – HBL-Talente auf dem Weg in die Spitze“ beleuchtet die Recken-Schmiede des Bundesligisten TSV Hannover-Burgdorf anhand zweier U21-Weltmeister. Der eine: All-Star-Team-Kreisläufer der U21-WM. Der andere: Kapitän der Weltmeistermannschaft. Was sie eint: der Verein und die Nominierung für die Heim-EM der A-Mannschaft.

Justus Fischer und Renars Uscins stehen für die Zukunft des deutschen Handballs – wie zum Beispiel auch Nils Lichtlein und David Späth. Seit der U16 spielen der Kreisläufer und der Linkshänder zusammen in den DHB-Nachwuchs-Nationalmannschaften, gewannen 2019 mit der U19 den EM-Titel. Und seit Februar 2022 tragen die beiden späteren WM-Helden auch das gleiche Trikot, laufen für die Recken der TSV Hannover-Burgdorf auf.

Unter Cheftrainer Christian Prokop ist Fischer mittlerweile die Nummer eins am Kreis, hat als 20-Jähriger selbst einen Routinier wie Ilja Brozovic hinter sich gelassen. Uscins hat mit Branko Vujovic eine starke Konkurrenz im rechten Rückraum, hat den Kampf um den Stammplatz aber ebenfalls angenommen.

Folge 4 der HBL-Nachwuchsserie bietet auch Einblicke in die Arbeit von Nachwuchskoordinator Heidmar Felixson, der als Prokops Co-Trainer zugleich das ideale Bindeglied und die Schnittstelle zum Club-Nachwuchs ist. Und aus jener Recken-Schmiede stammt auch Neu-Nationalspieler Martin Hanne, der erstmals für den DHB-Kader nominiert wurde und mit 16 Jahren zu den Recken kam.

Noch früher, im Alter von 14 Jahren, kam der gebürtige Hannoveraner Justus „Fishi“ Fischer zur TSV, hat dort alle Jugendmannschaften durchlaufen und unterschrieb im Oktober 2022 seinen ersten - und bis 2025 gültigen - Profivertrag. Somit ist Fischer schon in jüngeren Jahren nicht nur eine feste Größe auf dem Spielfeld, sondern auch eine Identifikationsfigur bei den Recken. Aber aller Anfang war schwer, erinnert sich Heidmar Felixson zurück: „Als man ihn das erste Mal gesehen hat, war er so ein kleines Baby mit Babyspeck. Aber er hatte etwas. Es ist schwer zu erklären. Man hat immer unterschiedliche Charaktere von Talenten und Justus hat einfach diese Aura und ist irgendwo zwischen lässig und locker und ruhig und lustig. Und wenn man seine Schuhgröße von 51 sieht, ist er irgendwann in diese Schuhe reinwachsen.“

Renars Uscins, der in Lettland auf die Welt kam und in Deutschland aufwuchs, wurde der Handballsport in die Wiege gelegt: sein Vater Armands war lettischer Nationalspieler, später Profi beim Dessau-Roßlauer HV und dann lettischer Nationaltrainer. „Wir sind eine Handballer-Familie. Mein Papa hat Handball gespielt und da war ich auch jedes Wochenende in der Halle und habe nach dem Spiel den Ball aufs Tor geworfen“, sagt der U21-Weltmeister-Kapitän. Die Familie lebt in Sachsen-Anhalt – und daher startete die Karriere von Renars auch in der Jugend des SC Magdeburg, lange Zeit wurde er von Julian Bauer trainiert, der für die Spielzeit 2022/23 als „Nachwuchstrainer der Saison“ gekürt wurde. Nach einem Intermezzo beim Bergischen HC und der Rückkehr zum SCM kam er schließlich zu den Recken. „Renars bringt diese Überlegenheit mit. Er setzt sich viel mit allem auseinander und überlegt die Aktionen und ist der Stratege. Alles zusammengefügt, sind Justus und Renars ein Super-Duo“, lobt TSV-Nachwuchskoordinator Heidmar Felixson.

Die von ihm geleitete Recken-Schmiede ist fester Bestandteil der Club-Philosophie. Im aktuellen Profi-Kader befinden sich mit Vincent Büchner, Hannes Feise, Martin Hanne, Justus Fischer und Koray Ayar gleich fünf Eigengewächse. Das freut auch den sportlichen Leiter Sven-Sören Christophersen: „Wir haben es geschafft, auf allen Positionen Spieler auf das höchste Level zu entwickeln. Ob sie jetzt noch bei uns spielen oder auch in anderen Mannschaften, sei mal dahingestellt. Und das ist etwas, was große Freude bereitet und letztendlich den Jungs, die bei uns in der Recken Schmiede sind, das Gefühl gibt, ich arbeite hier für eine realistische Chance und ich habe wirklich die Möglichkeit ganz oben anzukommen. 

Das Scouting der Burgdorfer startet bereits in sehr jungem Alter: „Wir versuchen tatsächlich sehr früh, die Spieler auszusuchen, die auch zu uns passen und geeignet sind für Leistungssport und auf diesem hohen Niveau Handball zu spielen. Da muss man ganz genau hinschauen, denn es sind sehr viele Faktoren, die zusammenkommen müssen, um am Ende Bundesliga-Profi zu werden“, sagt Nachwuchskoordinator Heidmar Felixson. Und der Isländer, der von 2004 bis 2009 sowie 2012 bis 2014 Spieler in Burgdorf war, bevor er 2021 in den Trainerstab wechselte, ist für Sven-Sören Christophersen ein ganz wichtiger Faktor: „Gerade in den aktuellen Zeiten ist es wichtig, auf einen guten Unterbau zurückgreifen zu können, um kurzfristige Ausfälle zu kompensieren. Heidmar stellt in seiner Doppelfunktion die perfekte Schnittstelle zu unserem Nachwuchs dar und trägt dazu bei, unseren Talenten den Sprung in die erste Mannschaft zu vereinfachen.“

Den hat Justus Fischer problemlos geschafft – und bildet mit Renars Uscins eine starke Achse: „Ich glaube, das gute Verständnis zwischen mir und Renars kommt einfach dadurch, dass wir auch schon eine ganze Weile in den Jugend-Nationalmannschaften zusammenspielen.“ Und aus dem „Baby mit Babyspeck“ ist ein durchtrainierter Profi geworden – der seine Wandlung auch selbst realistisch einschätzt: „Ich glaube, es ist einfach essenziell für mich, den Fokus auf meinen Körper zu legen. Weil ohne entsprechenden Körper kannst du einfach einpacken in der Bundesliga. Es ist die stärkste Liga der Welt. Die besten Spieler der Welt spielen da - auch körperlich die stärksten Spieler der Welt und deswegen will ich auch athletisch mithalten können.“

Um die Talente fit für eine erfolgreiche Zukunft zu machen, arbeiten die Recken mit dem „Startblock“ zusammen, einem medinischen Zentrum in Hannover mit Ärzten, Physios, Fitnessstudio und Ernährungscoach. „Der Profisport fordert ganz viel heutzutage und deswegen muss man auch optimale Bedingungen schaffen. Und das haben wir tatsächlich. Und wir können echt stolz darauf sein, was der Startblock alles für uns ermöglicht. Das ist schon hohe Schule“, sagt Nachwuchskoordinator Felixson. Der muss in Sachen Talentförderung auf viele Dinge achten: „Die Charaktere sind so unterschiedlich und alle bringen Talent mit. Aber das ist eine Riesenherausforderung, dieses Talent in eine Bahn zu lenken. Wir haben 30 Talente und jeder denkt anders, jeder denkt, dass er der nächste Profi wird. Manchmal muss man einen Schritt zurück machen, bevor man einen oder zwei Schritte nach vorne macht. Diese Vielfalt ist einfach spannend.“

Umso stolzer war man in Hannover-Burgdorf an jenem 2. Juli 2023, als die beiden Jung-Recken ganz oben auf dem WM-Podium standen: „Für mich war der schönste Moment, als ich die Trophäe in die Hand bekommen habe und dann vor ausverkaufter Arena hochheben konnte. Es war Gänsehaut pur“, erinnert sich Uscins an den bislang größten Tag seiner Karriere zurück. „Für mich war der schönste Moment, als wir im Finale einfach gemerkt haben, dass wir es geschafft haben. Ich habe ein Video gesehen, was mir gezeigt hat, wie die Halle uns einfach angefeuert hat“, sagt Fischer.  Und am 10. Januar 2024 werden 54.000 Fans im Fußballstadion der Sportstadt Düsseldorf jubeln, wenn auch das Recken-Duo die Heim-EM mit dem Spiel gegen das Schweizer Team eröffnen wird.

Folge 4 ist ebenso wie alle übrigen Folgen der Bewegtbildstaffel zur HBL-Nachwuchsarbeit auf dem YouTube Kanal der LIQUI MOLY HBL abrufbar. Die Folge 5 der HBL-Serie zur Nachwuchsarbeit in den Clubs widmet sich der Nachwuchsarbeit der Füchse Berlin. „Auf dem Sprung – HBL-Talente auf dem Weg in die Spitze“ ist am 9.01.2024 auf dem HBL-Youtube-Kanal zu sehen.      

Foto: Mhoch4